Die Mondprinzessin
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2    Lilo und das Pfannkuchengesicht

 

Lilo freut sich. Stolz zieht sie den Schlüssel aus ihrem Ranzen und schließt die Tür auf. Heute wartet ihre Mutter mit dem kleinen Bruder nicht auf sie. Schnurstracks geht sie in die Küche. Sie hat einen Plan, sie will sich einen Wunsch erfüllen. Sie will allein kochen. Pfannkuchen sollen es sein, und sie hat sich in der Schule schon überlegt, wie viele Eier und wie viel Mehl sie braucht.

Lilo greift nach Mutters Schürze, die bis auf den Boden reicht. Dann zieht sie den Fußschemel zum Vorratsschrank und holt die Zutaten heraus. Eier und Milch nimmt sie aus dem Kühlschrank. Jetzt kann‘s losgehen, kichert sie. Zuerst das Mehl in die Schüssel geben, zwei Tassen, das soll reichen. Dann kommen die Eier dran. Das tut sie besonders gern: Eier aufschlagen. Das darf sie auch bei Mutter tun. Sie nimmt das erste Ei – klack – der runde Eidotter landet auf dem Mehlberg. Das macht Spaß. Noch ein Ei, und noch eins, und noch eins ...

Lilo atmet auf. Das ist geschafft. Alle zehn sind gut gelandet. Es sollen ja richtige Eierpfannkuchen werden. Mit dem Schneebesen verrührt sie alles. Nun kommt die Milch dazu. Und schwubdiwub hat sie einen schönen Teig.

Zucker fehlt noch. Lilo kostet und ist zufrieden.

Jetzt muss sie nachdenken. Hat sie etwas vergessen? Ihr fällt nichts ein. Doch, eine Prise Salz, sagt Mutter immer. Und das tut sie, ganz vorsichtig.

Jetzt braucht sie nur noch eine Pfanne und eine Kelle, dann kann sie einen Pfannkuchen nach dem anderen backen.

Das darf sie, aber immer ist ihre Mutter dabei. Soll sie sich trauen? Lilo ärgert sich. Warum überlegt sie so lange? Warum hat sie dann angefangen? Sie streicht mit den Fingern über die Schürze und hinterläßt eine weiße Spur. Wütend geht sie ins Schlafzimmer der Eltern und setzt sich an den Tisch mit Mutters Schminksachen. Sie schaut in den Spiegel und findet sich doch sehr blaß. Ein bißchen von der braunen Farbe würde ihrem Aussehen gut tun. Mit einem schwarzen Stift malt sie sich die Augen an wie Kleopatra. Etwas von der roten Farbe auf die Wangen. Den feuerroten Lippenstift rahmt sie mit einem schwarzen Strich ein.

So, jetzt ist sie fertig und kann in Mutters Namen ihren Pfannkuchen backen, denn sie hört ihren Magen schon knurren. Die Malsachen kann sie später wegräumen. Zufrieden betritt sie wieder die Küche, streicht wie Mutter über die Schürze und geht zielstrebig an den Topfschrank und holt die Pfanne heraus. Jetzt muss sie nur noch den Knopf drehen. Verwirrt steht sie vor dem Herd und rührt noch einmal den Teig, damit keine Klümpchen darin sind.

„Lilo, was machst du da? Hier sieht es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen.“ Mutter steht in der Tür und hat ihren kleinen Bruder auf dem Arm. Verduzt dreht sich Lilo um und Mutter lacht.

„Ich wollte Pfannkuchen backen. Der Teig ist schon fertig.“

„Jetzt verstehe ich. Deshalb hast du dir ein Pfannkuchengesicht angemalt. Dann laß uns mal deine Pfannkuchen backen.“ Mutter setzt den kleinen Max auf den Boden und schaltet den Herd ein.   

 

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